Sonntag, 5. April 2015

Bedürfnisse = Ursachen

Facharbeit zur "Friedvollen Kommunikation" - Teil 4


Wie entstehen eigentlich Gefühle? Warum haben wir ein bestimmtes Gefühl? Als ich eine Anzahl Emotionen auflistete, unterteilte ich diese direkt in erfüllte und unerfüllte Empfindung. Bedürfnisse sind demnach die Ursache aller Emotionen.


Bedürfnisse nach Rosenberg


In seinem Buch „Das können wie klären!“ vermittelt Rosenberg seine Auffassung von Bedürfnissen. Er fasst sie als Ressourcen auf, „die das Leben bereithält, um sich selbst zu erhalten“ (S. 9). Nach seiner Definition verfügen alle Menschen über dieselben Bedürfnisse, unabhängig von Geschlecht, religiösen Überzeugungen, Nationalität oder Bildungsniveau. Sie nehmen keinen Bezug auf spezielle Menschen, die spezifische Dinge tun. Oder, im Sinne der FVK: Sie sind allgemeingültig für alle Menschen in jeder Situation.

Diese Bedürfnisse sind:

Autonomie
· Träume, Ziele und Werte wählen | · Pläne zur Realisiert von Träumen, Zielen und Werten entwickeln

Feiern
· Entstehung des Lebens | · Erfüllung von Träumen | · Verluste feierlich begehen (trauern um geliebte Menschen, Träume, etc.)

Integrität
· Authentizität | · Kreativität | · Sinnhaftigkeit | · Selbstwert

Interdependenz (Soziale Bindungen, Kontakt mit anderen)
· Akzeptanz | · Beitrag zur Bereicherung des Lebens | · Aufrichtigkeit | · Empathie | · Emotionale Sicherheit | · Geborgenheit | · Gemeinschaft | · Liebe | · Nähe | · Respekt | · Rücksicht | · Unterstützung | · Verständnis | · Vertrauen | · Wertschätzung | · Zugehörigkeit

Nahrung für den Körper
· Bewegung, Sport | · Körperliche Nähe | · Luft | · Ruhe | · Schutz vor lebensbedrohenden Lebensformen: Viren, Bakterien, Insekten, (menschliche) Raubtiere | · Sicherheit | · Sexualität | · Nahrung | · Unterkunft | · Wasser

Spiel
· Lachen | · Spaß

Spirituelle Verbundenheit
· Friede | · Harmonie | · Inspiration | · Ordnung (Struktur, Klarheit)


Die Schwierigkeit, Bedürfnisse zu erkennen und zu benennen


Wie Rosenberg habe auch ich die Erfahrung gemacht, dass es vielen Menschen schwer fällt, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Ich erlebte, wie Erwachsene sogar nach einer halben Stunde nachdenken ohne Hilfestellung nicht in der Lage waren, ihr eigenes Bedürfnis zu benennen.
Statt dessen analysierten sie die jeweilige Situation („Sie ist genau wie ihre Mutter. Die quatscht auch immer dazwischen.“), gaben eine Diagnose ab („Er denkt, ich kann nicht den Mund halten.“), Urteilten („Sie ist unruhig.“) oder nannten Handlungsstrategien („Ich möchte, dass du zuhörst.“).
Es ist ein Fortschritt und eine Erleichterung im Miteinander, wenn jemand seine eigenen Bedürfnisse benennen kann. Weit schwieriger ist es, die passenden Bedürfnisse eines anderen zu erkennen. Manchmal sind diese auch schon bei kleinen Kindern ganz klar benannt:

„Ich habe Hunger.“ - „Ich kann das!“ - „Arme!“

Bei diesen drei Beispielen sind die Bedürfnisse (Nahrung für den Körper, Autonomie, soziale Bindungen) leicht zu erkennen. Doch gibt es immer wieder Situationen, in denen ein Mensch in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Art handelt, die nicht sofort erkennen lässt, welches Bedürfnis hinter der Handlung steckt.

Ein Kind wirft sich im Supermarkt auf den Boden und schlägt um sich.
Ein Kind steht mitten in einem Raum, in dem sich Menschen unterhalten, und schreit.
Ein Kind nimmt einem anderem das Spielzeug weg.

Menschen, die in dieser Situation versuchen, eine Ursache zu erkennen, ohne das Verhalten des jeweiligen Kindes zu bewerten, sind bereits auf dem Weg zur FVK. Sie haben den ersten Schritt getan, denn sie beobachten die Szene, ohne zu beurteilen. Ein weiterer Schritt ist nun, das jeweilige Bedürfnis hinter den Handlungen zu erkennen. Zu jeder dieser Situationen kann es jedoch mehrere Bedürfnisse geben. Das passende entdecken wir am einfachsten über die Gefühle. Jemand, der ängstlich ist, sehnt sich z.B. nach Sicherheit. Jemand, der laut aufbegehrt, sehnt sich je nach Situation z.B. nach Autonomie, Bewegung oder Aufmerksamkeit.

Wenn du magst, lies auch den Anfang und den Schluss:


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