Donnerstag, 2. April 2015

Was ist Friedvolle Kommunikation?

Facharbeit zur "Friedvollen Kommunikation" - Teil 2


Friedvolle Kommunikation (FVK) ist nicht einfach eine Gesprächstechnik um einen Streit zu lösen. Sie kann dazu genutzt werden (Rosenberg beendete sogar Kriege mittels der Gewaltfreien Kommunikation (GFK)), beinhaltet jedoch viel mehr. Für mich ist die Gewaltfreie Kommunikation (die ich ganz bewusst Friedvolle Kommunikation nenne) eine Lebenseinstellung und meine innere Haltung.

In unserer Gesellschaft erleben wir täglich Machtspiele. Jemand übt Macht über einen anderen aus; Eltern über ihre Kinder, Lehrer/innen über ihre Schüler/innen, Chefs über ihre Mitarbeiter, etc.
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass auch Belohnungen zu diesen Machtstrukturen gehören. Die Aussage „Wenn du dein Zimmer aufräumst, darfst du heute Fern sehen.“ ist ebenso eine Form der Machtausübung wie die Worte „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, hast du heute Fernsehverbot.“.
Bei der FVK geht es darum, Macht mit anderen Menschen zu teilen. Es ist eine Macht, die auf wechselseitiges Vertrauen und Respekt aufbaut. Wenn zwei Personen das Gefühl haben, das sie sich gegenseitig respektieren und vertrauen können, sind sie bereit, einander zu hören und voneinander zu lernen.
Diese Art von Macht mit Menschen erhalten wir, wenn wir lernen, unsere Gefühle und Bedürfnisse offen zu benennen, ohne dabei andere Personen auf irgendeine Weise zu kritisieren.

"Ich muss gar nix - ich kann mich entscheiden!
Und außerdem bin ich ein Mensch!"
Elia Gaschler (3,5 J.) zu ihrer Erzieherin im Kindergarten.
GASCHLER, FRANK & GUNDI
„ICH WILL VERSTEHEN, WAS DU WIRKLICH BRAUCHST“ S. 11

Ein wichtiger Aspekt ist, dass wir aufhören, von anderen zu erwarten, dass sie etwas tun sollen oder müssen - insbesondere Erwachsene gegenüber Kindern. Wann immer wir zu jemanden sagen „Ich will, dass du....“, „Du musst...“ oder „Du sollst...“, stellen wir uns über diesen Menschen. Wir erwarten, dass diese Person etwas tut und lassen ihr keine Möglichkeit, selbst zu entscheiden.

Wie oft höre ich einen Erwachsenen sagen:

„Iss bitte deinen Teller leer.“
„Zieh die Schuhe aus.“
„Sei nicht so laut!“

Ob mit oder ohne Zauberwort, es bleibt eine Erwartung, die keine eigene Entscheidung des Kindes zulässt. Eine Bitte ist nur eine Bitte, wenn sie auch ein ‚Nein‘ zugesteht.
Im letzten Beispiel wird sogar etwas ausgedrückt, dass wir nicht wünschen. Dies umzusetzen ist für ein Kind besonders schwer, denn wenn wir etwas ausdrücken, was wir nicht möchten, werden nicht das erreichen, was wir wollen.
Es ist hilfreich, wenn wir uns wieder bewusst werden, dass Kinder Menschen sind und die selben Bedürfnisse haben, wie ein Erwachsener. Autonomie ist ein starkes Bedürfnis, das alle Menschen teilen. Wir alle möchten in der Lage sein, etwas zu tun, weil wir es selbst gewählt haben, und nicht, weil es jemand anderes verlangt.

Beschützende Macht


„Aber manchmal muss man doch einfach etwas tun!“

Diese Worte höre ich immer wieder, wenn ich meinen Mitmenschen das Konzept der Friedvollen Kommunikation erkläre. Doch muss man das wirklich?
Mir fällt nur ein einziger Grund ein - zu jeder Situation, die mir bisher genannt wurde - in der jemand etwas tun muss. Immer handelt es sich dabei um die Ausübung der beschützenden Macht, mit der unmittelbar ein Bedürfnis erfüllt wird, bei dem ein Mensch sich selbst oder einen anderen beschützt.
Im Folgenden stehen ein paar Beispiele von Argumenten, die ich hörte, der dazu gehörige Wunsch nach Schutz und mögliche Bedürfnisse, die befriedigt werden:

"Wenn ich hunger habe, muss ich essen."
ALEXANDER, 32 JAHRE
Schutz vor Schmerzen und Tod - Bedürfnisse: Nahrung, Sicherheit.

"Wenn ich Pipi muss, muss ich zur Toilette."
JOANA, 6 JAHRE
Schutz vor der Reaktion anderer - Bedürfnisse: Akzeptanz, emotionale Sicherheit

"Wenn mein Kind auf eine viel befahrene Straße zu läuft,
muss ich es zurückhalten."
CHRISTIANE, 32 JAHRE
Schutz vor Verletzung und Tod eines anderen - Bedürfnisse: Sicherheit, Schutz vor
lebensbedrohlichen Situationen

Eltern mag es mitunter schwer fallen, ihre Bedürfnisse nach Sicherheit und Schutz im Umgang mit ihren Kindern zurückstellen, wenn es um die Bedürfnisse der Kinder nach Autonomie und Bewegung geht. Hier ist stets abzuwägen, ob sie tatsächlich noch im Sinne der beschützenden Macht handeln.

Der passende Begriff für das Konzept


In ihrem Buch „Ich will verstehen, was du wirklich brauchst“ erklären die Autoren
Frank und Gundi Gaschler folgende Situation (S. 27):

Der Begriff Gewaltfreie Kommunikation stößt immer wieder auf Ablehnung und Kritik, da er zu implizieren scheint, das wir alle ‚gewalttätig‘ seien. Leider steht ‚gewaltfrei‘ auch im direkten Widerspruch zu dem, was die Gewaltfreie Kommunikation lehrt, nämlich zu benennen, was wir wollen, anstatt zu sagen, was wir nicht wollen. Aus diesem Grund bezeichnet Marshall Rosenberg die Art, sich in dieser Weise auszudrücken, lieber als ‚eine lebensbereichernde Sprache‘, ‚eine Sprache des Herzens‘ oder ‚Giraffensprache‘. Wie das aber bei vielen Dingen so ist, bleibt auch hier der Name bestehen, der ursprünglich gefunden wurde, eben Gewaltfreie Kommunikation. Der Begriff ist inzwischen durch die Vielzahl der Buchveröffentlichungen weltweit etabliert und bekannt.

Da ich zunehmend das lebe und ausdrücke, was ich erleben möchte, nenne ich auch diese Form des ‚sich mitteilens‘ so, wie ich es erleben möchte: Friedvolle Kommunikation (FVK).

Wenn du magst, lies auch den Anfang und den Schluss:


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